Nun wo soll ich anfangen? Die Nervosität fing schon ca. eine Woche vorher bei mir an. Ich vermute das ist das Typische für das erste Mal. Jeden Tag gingen mir die Gedanken, „Schaffe ich das? Spielt das Wetter mit?“, durch den Kopf. Eine Woche vorher waren immerhin 19 C Sonne mit leichten Wolken vorhergesagt, nicht so warm, aber immerhin trocken, das war die Hauptsache. Je näher der Wettkampf kam desto größer wurde die Aufregung.
Freitags habe ich mir dann vor Nervosität spontan Urlaub genommen, um noch etwas mehr Zeit für alles zu haben. Mittags bin ich dann zum Startunterlagen abholen gegangen. Ein kurzer Schlenker über die Expo mit Blick auf Sachen die man für Sonntag noch gebrauchen kann. Dort gab es dann auch den Rucksack für alle. Dann ging es voller Freude nach Hause, um das Fahrrad fertig zu machen und die Taschen zu packen. Der blaue Beutel war für die Radsachen, der Rote Beutel für die Laufsachen und der Weiße Beutel für die Wechselsachen. Aber wie das für so „Neuling“ ist, wusste ich nicht wirklich was ich alles in die Beutel packen sollte. Gott sei Dank sind bei uns genügend Leute, die schon ein paar Triathlons gemacht haben und einem helfen. So hatte Flo eine Packliste in die Gruppe gestellt, womit mir das deutlich einfacher fiel.
Samstag, 28.08.21
Samstag ging es dann über den gebuchten Zeit Slot zum Bike Check In. Das Fahrrad, sowie der blaue und rote Beutel mussten am Samstag abgegeben werden. Da ich für mich schon vorher sehr viel auf die Wetterdaten geguckt habe, wusste ich es sollte auch in der Nacht noch regnen. So habe ich also das Fahrrad in die dafür extra gekaufte Fahrradabdeckung gepackt. Dann fiel mir ein, dass die Beutel auf dem Boden liegen würden und sämtliche Tierchen, aber vor allem der Regen alles durchnässen könnte. Also schnell zu einem Kampfrichter und fragen, ob ich die Beutel an das Fahrrad, unter die Plane, hängen darf. „SUPER! Ich darf.“ Also alles unter der Plane verstaut. Aus der Wechselzone raus habe ich mir alles in Ruhe für Sonntag angeguckt. Samstagabend bin ich früh ins Bett gegangen und trotz Nervosität schnell eingeschlafen.
Sonntag, 29.08.2021
Der Wecker klingelte um 04:00 Uhr. Aufstehen, kurz frisch machen und etwas frühstücken. Die Tasse Kaffee durfte auf keinen Fall fehlen. Getränke Flaschen fertig gemacht, Packliste von Flo noch einmal kontrolliert. Alles da! Mein Bruder hat mich dann netterweise um 06:30 Uhr eingesammelt und zum MSV Stadion gebracht. Wir sind dann zusammen Richtung Wechselzone gelaufen, wo er draußen warten musste, während ich mein Rad fertig gemacht habe. Ich packte meine Verpflegung an mein Rad. Da fiel mir auf, dass ich meine Aero Trinkflasche für unten im Rahmen zuhause vergessen hatte. Ich rief meinen Bruder an, der sofort zu mir nach Hause fuhr und die Flasche holte. Er Schaffte es Gott sei Dank wieder rechtzeitig zurückzukommen, sodass ich meine Verpflegung komplett wie geplant am Rad hatte. Dann ging es auf die Anlage mit den anderen Vereinsmitgliedern, um ein neues Mannschaftsfoto zu machen. Sachen zu Recht gelegt und angefangen sich fertig zu machen. Aeroanzug, Neoprenanzug, Chip Band, Badekappe, Schwimmbrille. Dann ging es zum Schwimmstart. Schnell noch eine Umarmung bei der Mama und dem Bruder abgeholt und auf geht’s! Der Schwimmstart hatte sich um eine halbe Stunde verzögert, lies sich aber ohne Aufregung abwarten, da der Veranstalter eine super Stimmung für Athleten und Zuschauer machte. Dann der Rolling Start, alle 5 Sekunden 2 Athleten. Kurz vor 9 Uhr war ich endlich dran. „Wie springe ich ins Wasser? Kopfsprung? Hält die Brille das? Arschbombe? Füße zuerst?“ Ich entschied mich für den Kopfsprung und kam damit super zurecht. Im Wasser hatte ich schnell meinen Rhythmus gefunden und sagte mir: „Lieber etwas langsamer und sicher schwimmen, als zu schnell und das Ganze nach dem Schwimmen schon beenden zu müssen.“ Gesagt getan. Mit einer Schwimmzeit von 37 Minuten bin ich mehr als zufrieden.
Mein Dank gilt hierbei unserer Schwimmtrainerin Tanja und unserem Schwimmtrainer Andreas!
Radfahren
Ich hatte aufgrund des Regens und der doch kalten Temperaturen etwas länger gebraucht, um in meinen „Tritt“ zu kommen. Aufgrund des andauernden Regens und der Kälte war das Visier meines Helmes so sehr beschlagen, dass ich dadurch nichts gesehen habe. So konnte ich auf keinen Fall fahren. Also Visier oben an die Magnete geklippt und ohne gefahren. Das ist auch bis Rheinhausen gut gegangen, dort habe ich dann auf dem Hinweg der 1. Runde mein Visier verloren. Dies hat mich schon etwas geärgert, aber so kann das nun mal in einem Rennen sein. Auf dem Rückweg der ersten Runde dann das größere Malheur, mein Trinksystem vorne am Fahrrad ist abgefallen. Damit war mein Verpflegungsplan im Ar… Dann fingen die Gedanken an, wie erkläre ich das meiner Frau, dass ich Teile im Wert von ca. 300€, in nur einem Rennen bei nur einer Disziplin, verloren habe?! Schließlich ist das auch sehr viel Geld. Es nützt alles nichts. Bei der 2. Runde, auf dem Hinweg, habe ich dann wenigstes mein Visier wiedergefunden und mir die Zeit genommen es aufzuheben. Ein Problem weniger dachte ich mir. Der Regen, der gefühlt immer mehr wurde, machte einem allmählich immer mehr zu schaffen. Zwischenzeitlich kam mir sogar der Gedanke des Aufgebens, aber der Ehrgeiz hat mich wieder gepackt! Leider habe ich, auf dem Rückweg der 2. Runde, mein Trinksystem nicht wieder gefunden.
Absolut durchnässt, mit kalten Füßen und doch sehr steifem Oberkörper ging es dann vom Rad. Mein Schnitt der Wattwerte und der Geschwindigkeit war aufgrund des Wetters und zurückhalten doch sehr zufrieden stellend.
T1 Wechselzone Schwimmen-Radfahren
Nach dem der Körper sehr lange in der Waagerechten war, hatte ich mir extra Zeit gelassen dem Körper sich wieder an das aufrechte Stehen und Laufen zu gewöhnen. Zum Rad habe ich den Neoprenanzug ausgezogen danach Helm und Startnummer angezogen und raus ging es auf die Radstrecke.
T2 Wechselzone Rad-Laufen
Die Füße waren so kalt, dass ich kaum laufen konnte, nachdem ich vom Rad abgestiegen bin. Der Beutel für die Laufklamotten war von mir so gut positioniert, dass alle Sachen da drin wirklich noch trocken waren. Endlich trockene Socken und Schuhe. Ich dachte mir, so gut wie es läuft und so leer die Wechselzone ist, so kann ich auch nochmal schnell ein Dixi zum Pipi machen aufsuchen, denn die Aufregung vor dem Laufen war schon sehr groß.
Laufen
Die meisten sagten mir schon, dass man immer zu schnell losläuft und dass das einem hintenraus sehr wehtun kann. Und so war es auch.
Aus der Wechselzone raus, stand die Anchor Running Crew und hatte den Verpflegungsstand. Die Zurufe und Motivation pushten mich so sehr, dass ich mit 4:05Min/km losgelaufen bin. Das habe ich aber sehr früh bemerkt und mein Tempo deutlich gedrosselt. Durch den durchnässten Anzug, die kalten Füße und die immer noch recht kühle Temperatur wurde es hier noch schwieriger „warm“ zu werden. Nach einigen Kilometern lief es dann und ich konnte recht entspannt laufen. Auch beim Laufen dachte ich mir, lieber mit ordentlich Reserven ins Ziel kommen, als jetzt noch aufhören zu müssen. Das Schöne an einem Heimrennen ist, dass man doch so viele Leute kennt, die einen motivieren. So standen auf der Laufstrecke Freunde, Familie, die Anchor Running Crew und die Leute vom DSV 98. Bis km 10 lief alles super, jedoch fing dann mein rechtes Knie an zu drücken. Aber aufgeben war keine Option mehr! Ich markierte mir die Strecke gedanklich, nur noch mit den Verpflegungsstellen und den Supportern, wo ich wusste die geben dir neuen Ansporn. Am Ende der 3. Runde, durfte ich dann im Stadion endlich rechts abbiegen Richtung Ziel. Im Ziel wartete dann meine Frau mit den Kindern, was mir für die letzten Meter noch so viel gegeben hat, weil sie mir zu sahen, wie ich es dort zu Ende gebracht habe!
Es war ein unbeschreibliches Gefühl über diesen Teppich zu laufen und deinen Namen mit der Endzeit auf der Tafel zu lesen. Ich war so voller Freude, dass ich beim raus gehen nur meine Medaille und das T-Shirt mitgenommen habe, den Rest habe ich leider vollkommen ausgeblendet bzw. übersehen. Nach dem Rennen haben wir uns dann mit allen auf der Anlage getroffen und zusammen angestoßen. Somit war das Rennen für mich hier beendet. Noch heute schwärme ich von dem Rennen und dem Tag, denn ich glaube, seinen ERSTEN Ironman 70.3 vergisst man nie. Vor allem wenn er dann auch noch in „seiner“ Stadt stattgefunden hat.