Das diesjährige Motto der IM World Championship lautete Ho`oikaika (= Resilienz). Ein absolut treffendes Motto, dass die Kraft und die Stärke einer jeden Athletin beim Rennen auf Hawaii widerspiegelt.
Als wäre die Ironman-Distanz nicht schon genug, bietet der Ironman Hawaii zudem noch Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, Wind und Wellen als weitere Herausforderungen auf! Doch wer achtsam ist und Ruhe bewahrt, nimmt vor allem die Schönheit und Energie dieser Insel beim Rennen wahr. So tauchten am Wendepunkt beim Schwimmen plötzlich Delphine unter mir her und die schwarze Lava vor dem blauen Meer auf dem Weg nach Hawi sieht auch in meiner Erinnerung noch heute wunderschön aus. Am Ende des Tages ging eine tiefrote Sonne im Energy Lab unter - Ein magisches Bild…
Doch zum Anfang des Rennens: Den Schwimmstart als Massenstart der jeweiligen Altersklassen empfand ich als herausfordernd und legte die ersten Meter mit Wasserball Kraul zurück um mich frei zu schwimmen. Klappte eher semi 😅. Im Vergleich zu den Tagen zuvor, war das Wasser unruhig und wellig und es war schwer, die Bojen überhaupt zu sehen. Die Optimallinie schwamm ich definitiv nicht, auf dem Rückweg kam Übelkeit vom Schaukeln im Meer dazu. Die Schwimmzeit ist am Ende für die Bedingungen dennoch voll im Soll.
Das Radfahren konnte ich dagegen komplett genießen und im Gegensatz zu den meisten meiner vorherigen 12? Langdistanzen hatte ich unterwegs keinen mentalen Einbruch. Tatsächlich vergingen die 6h auf dem Rad eher schnell, der Rückweg mit der langen Gegenwindpassage war dennoch hart und meine Wattwerte blieben leider deutlich unter meinen Fähigkeiten. Auch das Herunterkühlen der Körpertemperatur wurde zu einer Herausforderung, da ich zwischen den Verpflegungspunkten immer „trocken lief“. Unvergleichlich schön war es aber meine Family überraschend in Waikoloa zu sehen: ein absoluter Herzensmoment - Das hat mir ordentlich Kraft für den Rückweg gegeben!
Zurück in Kailua-Kona ging es dann in die warmen Laufschuhe. Die Sonne knallte ordentlich und ich nahm jede Verpflegungstelle (VS) in Ruhe mit um mich ausreichend zu kühlen – trotzdem lief ich dazwischen immer wieder trocken. Die berüchtigt steile Palani Road liefen meine Mädels neben mir hoch - Das war richtig schön und trotzdem konnte ich es kaum ausreichend realisieren, dass wir dies gerade zusammen meistern
Die weiteren 30km des Marathon wurden ein Kampf. Anfangs drosselte ich aktiv mein Tempo aufgrund der vielen Höhenmeter und der Hitze; Hinten raus wurde ich gedrosselt. Im Energy Lab verließ mich nach und nach die Kraft und die flüsternde Stimme im Kopf „bleib doch einfach mal stehen“wurde lauter. Am Ein- und Ausgang des Energy Labs standen überraschend erneut meine 3 Mädels und Oli und gaben mir nochmal Energie. Die brauchte ich auch ganz dringend.
Auf den letzten 10k wurde ich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt, bevor der Kampf gegen den inneren Schweinehund in die finale Runde ging. Ich habe mit ihm den Deal ausgehandelt, dass ich nur an der Verpflegung gehe und dann aber weiter jogge. Hat er anders gesehen, aber ich habe mich durchgesetzt. 😅
Am KM Punkt 40 Ecke Queen K/ Palani war der letzte lange Anstieg endlich geschafft und es ging nur noch Richtung Ziel. Mein Körper wollte schon länger nicht mehr, doch mein Kopf hat gesiegt. Die letzten 200 m ins Ziel habe ich gehend genossen und wurde von den Zuschauern lautstark bejubelt. Kurz vorm Ziel sah ich auch endlich meine 4 Lieblingsmenschen und hätte in diesem Moment nicht glücklicher sein können. Mit ordentlich jetlag haben auch sie in der Hitze alles gegeben um mich ins Ziel zu bringen. Mit meinem quasi schon legendären Radschlag ins Ziel habe ich meine 226km in Kona beendet und bin unendlich dankbar, das Rennen mit einem Lächeln gefinished zu haben.
Mir fehlte leider die Kraft und das Mindset, absolut alles aus mir rausholen zu können. Doch das was ich mobilisieren konnte, habe ich in Vortrieb umgewandelt und somit zumindest 216 km des Rennens sehr genossen – auch aufgrund der oben beschriebenen Magie der Insel
Am Ende des Tages geht es genau darum: Aus schwachen Momenten stark herauszugehen und niemals aufzugeben. Anything is possible! Mahalo 🌸
IM World Championship
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