RENNBERICHT OSTSEEMAN 2025 🥶
Wir geben nachstehend den persönlichen Rennbericht von Florian Kaiser aus unserem Triathlonteam wieder – direkt und ungefiltert, so wie man ihn kennt. Es geht um Wind, Wellen, Kälte, Kampfgeist und die Frage, welches "Hawaii" denn nun das härtere ist. Viel Spaß beim Lesen!
🥶 Gegen Frost und Frust beim OM. Oder: Welches Hawaii ist hier eigentlich das härtere?
Ich bezeichne mich gerne als "größte Frostbeule des Triathlons". Zumindest dann, wenn ich mal wieder zitternd aus dem 23 Grad warmen Freibad krieche, nur weil der Wind mit 18 Grad ein bisschen über das Becken pfeift. Wo sich die meisten Vereinskollegen pudelwohl fühlen, packe ich den Neo aus und lächle die Sprüche gekonnt weg. Vielleicht ist es an der Zeit, dieses Image doch noch einmal abzulegen.
Denn: Sie ist bezwungen, die Norseman-Edition des OstseeMan! 💥 Aus offiziellen Kreisen heißt es, es seien die härtesten Bedingungen in der 23-jährigen Historie der Veranstaltung gewesen. Vielleicht wird das mal irgendwann eine Story zum Angeben. Nach dem Motto: "Weißt du noch, die 2025er Ausgabe? Da war ich einer von den 142 verrückten Finishern auf der Langdistanz."
Spätestens am Rennmorgen, aber eigentlich schon Tage vorher, war klar: Dieses Rennen wird speziell, und das anvisierte Ziel "sub9" muss überdacht werden. Nach den bitteren 8 h und 61 Minuten in Roth im Vorjahr war schließlich die gesamte Vorbereitung auf diese Schallmauer ausgerichtet. Und die Supporter-Shirts waren bereits gedruckt – also ran an die Buletten 🍔. Ausnahmsweise stimmte der Wetterbericht zu 100 Prozent: Dauerregen von nachts um 2 bis zum frühen Nachmittag. Dazu 15 Grad und immer stärker werdender Wind. Herrlich! 🌧️🌬️
Zum ersten Mal lief ich mich vor einer Langdistanz warm. 2,5 km mit intensiven Steigerungen, da ich schon deutlich anfing zu zittern, nachdem ich die Wechselzone verlassen hatte und alle Vorbereitungen erledigt waren. Immerhin das hat super funktioniert. Mir war wieder warm, ich zog den Neo an und machte mich 10 Minuten vor dem Start auf zum Strand.
Dann der Startschuss! @larskalender hatte mich noch gewarnt: "Fang so schnell wie möglich an zu schwimmen, sonst haust du dir ’ne Muschel in den Fuß." Gesagt, getan. Der erste Schritt ging zielsicher auf etwas Hartes, Spitzes – und der erste Schmerz des Tages war nach genau zwei Sekunden im Rennen da. 🐚
Das Schwimmen selbst hat mir teilweise sogar Spaß gemacht, auch wenn mich die Wellen gerade auf dem Rückweg jeder Runde echt gut durchgeschüttelt haben. Ich kam nicht wirklich vom Fleck, und es war klar: Das dauert hier! Als Marlen mir dann eine Schwimmzeit von 1:13 h in der Wechselzone zurief (ca. 15 min langsamer als gewohnt), fiel mir die Kinnlade dann aber doch bis auf die Knie. Nur um ab dem Zeitpunkt für über eine Stunde – also bis in die zweite von vier Radrunden hinein – mehr oder weniger durchgehend zu klappern. Ich hatte Kieferschmerzen davon und zitterte am ganzen Körper.
Meinen linken Fuß spürte ich leider bereits seit dem Ende des Schwimmens nicht mehr – und er blieb auch während des gesamten Radfahrens taub. Auftauen sollte er dann erst wieder nach genau einer Stunde auf der Laufstrecke – das wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Komischerweise konnte ich damit trotzdem relativ normal auf dem Rad treten. 🚴♂️ Im Kopf galt es ohnehin, ganz andere Sorgen zu verarbeiten: "Sub9" war passé, ich stellte um auf: "Das Ziel ist das Ziel" – oder so ähnlich 😉
Zitternd dachte ich zu Beginn des Radfahrens, dass ich dieses Ding heute niemals schaffen könnte. Wie sollte mir bei diesen Bedingungen wieder warm werden? Ich entschied mich für eine Taktik, die auf der Langdistanz eigentlich nur in einer Katastrophe enden kann: An allen Anstiegen richtig hart fahren, um zumindest die Beine auf Temperatur zu bringen. Im Hinterkopf wusste ich allerdings, dass das ein Himmelfahrtskommando war und ich dabei viel zu viel Energie verschleudern würde. Die Leistungswerte und auch die Geschwindigkeit nahmen dann von Runde zu Runde ab. Aber ich konnte die 180 km bis zum Ende ordentlich durchziehen. Das Zittern wurde durch sehr unangenehme Nackenschmerzen abgelöst, und ich musste die Aeroposition immer häufiger verlassen. Normalerweise habe ich damit gar keine Probleme – wahrscheinlich also auch ein Produkt der Kälte. Willkommen, neuer Schmerz! 😖
Die Kohlenhydrate hatte ich wie geplant zugeführt, allerdings war es mir nicht möglich, ausreichend Wasser dazu zu trinken. Nur eine einzige 0,7-l-Flasche während der gesamten 4:50 h auf dem Rad trank ich aus. Ich fuhr an allen Verpflegungsstationen dankend vorbei und wusste, dass dies mein Todesurteil sein könnte. Ich musste selbst lachen, als ich trotz dieser geringen Flüssigkeitsaufnahme bei km 120 einen kurzen Pinkelstopp einlegen musste. 🚾
Auf dem Rad hat sich ansonsten wenig getan. Ich fuhr fast die ganze Zeit auf Gesamtrang 12 mit ordentlichem Abstand zur Spitze – und das ganze Rennen komplett für mich allein. Einzig die Überholmanöver der Mitteldistanzler boten etwas Ablenkung. Mit reichlich Verspätung kam ich in T2 an, war aber einfach nur froh, das Rad sturz- und defektfrei in die Hände eines Helfers zu drücken. Beides war absolut nicht selbstverständlich an diesem Tag! 🙌
Das Laufen ging überraschenderweise recht gut los. Meine Zielpace von 4:30 min pro Kilometer pendelte sich stabil ein, auch wenn mir – undefiniert – eigentlich der ganze Körper schmerzte. Ich konnte trinken und Gels aufnehmen. Sollte das hier etwa doch noch funktionieren? 🏃♂️
Aber ich wusste, dass der Tank irgendwann leer sein würde. Die Frage war nur: wann? Leider kam dieser Punkt dann schon bei km 15 – und der Kampf begann. Zuerst nur Gehpausen bei der Verpflegung, dann auch ab und an bei den Anstiegen. Mental war ich nicht mehr ganz so stark, wollte aber unbedingt das Ziel sehen. Ausgerechnet zur Halbzeit bekomme ich noch die Info, dass ich in der AK (es war übrigens mein erstes Rennen in der M40) die Führung übernommen hatte. Aufgeben war also auf gar keinen Fall erwünscht. 🧠🔥
Sechs Runden à 7 km laufen ist mental nicht einfach. Vor allem der Gegenwind auf dem Rückweg zum Ziel an der Küste hat mir alles aus dem Körper gezogen, was noch da war. Zwischenzeitlich hatte es ja sogar mal nicht mehr geregnet, und man musste sich tatsächlich mit Wasser kühlen – aber alle 20 min kam wieder ein Schauer. Und auf den letzten beiden Runden kam das Zittern zurück. Wie sollte es auch anders sein!
Läuferisch war es ein Auf und Ab. Wenn mal wieder eine Cola oder ein Gel gezündet hatte, waren auf einmal wieder 5:15er Kilometer drin. Ein paar Minuten später musste ich dann von jetzt auf gleich wieder gehen. Aber das Ziel kam näher. Der Sieg in der AK ging hochverdient an einen Tschechen, der einen 18-min-Rückstand nach dem Rad in einen 30-min-Vorsprung im Ziel drehen konnte. Naja, gegen einen 2:52er Marathon darf man mal verlieren … 😅
Für mich hat’s in 9:47 h zu Platz 12 gesamt und Platz 2 in der AK gereicht. Unterm Strich bin ich absolut zufrieden. Das Hawaii des Nordens bezwungen zu haben, macht mich sehr glücklich – auch wenn man heute nun wirklich nicht von hawaiianischen Bedingungen sprechen konnte. Ich war in allen drei Disziplinen langsamer als in Kona 2022. Frostbeulen fliegen dann wohl doch lieber zum Original als in den Norden! 🏝️❄
Danke an das Veranstalterteam, die Helferinnen und Helfer und natürlich an meine Supporter! Ohne euch wäre dies nicht möglich gewesen 🙏
Abschließend noch eine kurze Memo an mich:
- Muskelkater im Kiefer ist auch nicht geiler als im Oberschenkel.
- Nichts trinken ist auch keine Lösung.
- Fahre niemals nie über 1 h über der Schwelle auf der Langdistanz.
Vorteil, wenn man ein Ziel nicht erreicht: Man muss sich kein neues ausdenken … sub9, ich kriege dich!!!🎯🔥
Vielen Dank, Flo, für diese ehrlichen, eindrucksvollen Einblicke und deinen ganz persönlichen Blick hinter die Kulissen eines außergewöhnlichen Rennens! 🙌
Dein Bericht zeigt einmal mehr, was diesen Sport – und unser Team – so besonders macht: Leidenschaft, Kampfgeist, Humor und die Fähigkeit, auch unter härtesten Bedingungen über sich hinauszuwachsen. 🖤💛
Wir sind stolz, dich im DSV98-Triathlonteam zu haben – und freuen uns schon auf die nächste sub9-Jagd! 🏁🔥
Ergebnisse: https://time2win.at/event/654/results
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Impressionen vom Ostseeman

19.30 Uhr - Sonntag nach dem Rennen, nach der Siegerehrung, ab zum Auto....

2.Radrunde, Trockener wird es nicht mehr

Am Vortag - Materialtest!

Checkin am Vortag!

Da ist sie ja!!

Der Sommer hat Husten.....Sonntags früh auf dem Weg zur Wechselzone

Der Wein! Papa Georg und Marlen sacken den Ehrenpreis ein :)

Ein Bild! Nach dem Ziel! Völlig fertig.....

Gehpausen inklusive :)

Geschafft! :)

Letzte Akt des Tages! Pizzaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa :=)

Nach dem Zieleinlauf! Flo ist happy....

Ostseeman Glücksburg

Papa Georg feuert kräftig an!

Registrierungsunterlagen abholen...BIB21

Samstag - CheckIn für den OstseeMan

Samstags beim Testschwimmen.....
