• Rennbericht Ironman Frankfurt am Main - 2022 – Dimitri Sacharov

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    Im September letzten Jahres trudelte eine Mail von Ironman bei mir ein und enthielt einen Priority Entry Link für den Ironman Frankfurt im kommenden Jahr. Normalerweise lösche ich solche Werbe-Mails einfach und gut ist. Aber irgendwie hat mich diese Mail getriggert und nach dem Wochenende in Roth als Supporter habe ich mich voller Respekt vor der Distanz und Lust auf die Distanz angemeldet. 

    Danach kamen viele Wochen und Monate Training, in denen ich von Sven Wies gecoacht wurde. Das Training lief ziemlich gut, ich habe so kontinuierlich trainiert wie noch nie zuvor. Trotz war es die ganze Zeit irgendwie unvorstellbar diese Distanz am Stück zu absolvieren. 4 Wochen vor dem geplanten großen Tag durfte ich beim Ironman 70.3 Kraichgau die Form testen und habe mir dort sehr viel Vertrauen nach Frankfurt mitgenommen. In der ganzen Trainingszeit und besonders in den letzten Wochen war permanent eine unterschwellige Angst da mich mit Corona anzustecken oder sich eine andere Verletzung zuzuziehen. Glücklicherweise bin ich gesund geblieben und so ging es für mich nach Frankfurt.

    Am Renntag klingelte mein Wecker um 3 Uhr und ich war natürlich sofort hellwach, als ob ich was verpasst habe. Nach einem leichten Frühstück stellte ich mich mitten in der Dunkelheit auf einen E-Scooter und fuhr zum Race-Hotel, um von da aus mit dem Shuttle-Bus zum Schwimmstart zu gelangen. Ich erwischte den 2. Bus und kam vor der Öffnung der Wechselzone am Langener Waldsee an. Die Stimmung im Bus und vor dem Eingang in die erste Wechselzone phänomenal. Es knisterte förmlich in der Luft. Alle hatten sehr angespannte Gesichter und keiner wusste so richtig was mit seinem Körper anzufangen. Aber dann gingen die Tore auf und ich konnte in aller Ruhe mein Rad fertig machen und ein wenig dem Treiben zuschauen.

    Dann ging es Richtung Startbereich. So viele Leute im Schwarzen Neopren auf dem Hang, Hubschrauber und Drohnen kreisten über uns bis dann endlich der Startschuss für die Profis fiel. Dann durften die Altersklasse-Athleten rein und ich fühlte mich, wie eigentlich den ganzen Morgen schon, wie ein Lemming. Welcher normale Mensch steht mitten in der Nacht auf, fährt mit dem Bus zum See, um dann aufgereiht hintereinander in den See reinzugehen?
    Kurz vor dem Eingang ins Wasser konnte ich meinen Sohn in die Arme schließen und von Steffi viel Erfolg auf den Weg mitnehmen. Das hat mir total gutgetan. Im Wasser hatte ich an manchen Stellen vor lauter Armen Schwierigkeiten die Bojen zu sehen, sonst fühlte ich mich sehr gut und genoss die aufgehende Sonne. Nach der für mich einer sehr guten Zeit von 1:08h kam ich aus dem Wasser, lief an der Familie vorbei und wechselte ohne Schwierigkeiten auf das Rad.

    Auf den ersten Kilometer habe ich mich sehr gut verpflegt und flog auf dem Zubringen in die Stadt über die Straßen. Die Beine waren richtig gut in Form. Die erste Rad-Runde ging sehr schnell rum, auf dem Weg in die Stadt wurde allerdings der Fahrtwind zum Föhn. Hier kamen mir sofort die Worte vom Coach in den Kopf "vergiss nicht dich auf dem Rad zu kühlen" und das tat ich natürlich bereits von Beginn an. Die Menschenmassen in der Stadt am Main waren berauschend. Ich wäre am liebsten vom Rad gestiegen und auf die Laufstrecke gegangen, um das noch weiter zu genießen. Aber dann wäre es keine Langdistanz und so ging es auf die nächste Runde. Diese Runde ging dann weiter wie geplant, bis ich bei Kilometer 130 ankam. Hier habe ich die Rechtskurve nicht richtig bekommen, war evtl. zu schnell und/oder mental nicht mehr konzentriert genug, und flog über die Mittelinsel vom Rad. Landete dabei zunächst auf dem Kopf und das Rad auf mir. Die Sanitäter waren sofort zur Stelle, aber mir ging es gut und mein Rad war nach dem Anbringen der Kette offenbar auch fahrbereit. Also ging es weiter. Übrigens, ist es exakt die gleiche Stelle, die auch schon Jan Frodeno 2019 zu schaffen machte. Allerdings sind seine Rad-Skills deutlich besser als meine und er ist einfach über die Insel gesprungen.

    Nach ein paar Kilometern merkte ich kurz ein Ziehen in der Hüfte, aber das war dann schnell wieder weg. Die letzten 20-30 Kilometer waren sehr einsam und zogen sich wie ein Kaugummi. Ich stellte mir die ganze Zeit vor, welche Menschenmassen am Main auf mich warten und wie geil nachher der Zieleinlauf auf dem Römer sein wird. Irgendwann ging es dann endlich wieder in die Stadt hinein und damit in die 2. Wechselzone.

    Nach dem Abstieg vom Rad fühlten sich die Beine und der restliche Körper ganz gut an. Also ab in die Laufschuhe und rauf und den letzten Abschnitt. An der Laufstrecke waren dann viele Supporter anwesend: Familie, Freunde, DSV Crew und viele tausende von Triathlon-Begeisterten. Das hat mich total gepusht und ich genoss die Stimmung und jeden Kilometer. Bis ich bei Kilometer 18-19 es für eine gute Idee gefunden habe die angebotene Orange mit Salz zu mir zu nehmen. Dabei weiß ja jeder, dass man im Rennen nix zu sich nehmen sollte, was man im Training nicht ausprobiert hat. Sofort dreht sich der Magen um und ab da konnte über 10-13 Kilometer keine Nahrung zu mir nehmen und kämpfte gegen Übelkeit. Entsprechend hart war für mich die 2. Hälfte vom Marathon. Auf den letzten 7 Kilometern konnte ich wieder gut Cola zu mir nehmen und lief dann fast durchgehen dem Ziel auf dem Römer entgegen. 

    Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie es sich angefühlt hat, auf der letzten Runde dann Richtung Zielbogen abzubiegen und "hoch" zu laufen. Im Zielkanal war es einfach unbeschreiblich schön! Am Ende stand eine 10:44h auf der Uhr und damit bin ich sogar unter 11h geblieben. Danke an meine Familie und an meinen Coach Sven Wies, ohne die dieses wunderbare Erlebnis nicht möglich gewesen wäre.

    Ein Langdistanz-Finish sollte jeder Triathlet Mal erlebt haben! Und für mich war es mit Sicherheit nicht der letzte!


     

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