• „Es war der richtige Schritt!“ Interview mit Sven Wies

  • „Es war der richtige Schritt!“

    Vom talentierten Amateur-Triathleten zum Profi!

    Wir treffen Sven am letzten Wochenende zu einem Interview, der erste Profistart beim Ironman 70.3 in Dubai liegt nun eine Woche zurück und die Eindrücke sind immer noch frisch.

    Sven, wir haben einige Fragen, die uns und unsere Leser brennend interessieren, also, lasse uns teilhaben an dem was Du erlebt hast.

     

    Du hast mit dem Schritt zum Profi etwas gewartet, warum war das so?

    Ja, das stimmt, 2020 war der ursprüngliche Plan. Meine guten Platzierungen beim Ironman 70.3 in Utah wo ich den 5.Platz erlangte und der 2.Platz beim Ironman in Indiana im letzten Jahr waren maßgeblich dafür verantwortlich es auch unter den Profis zu versuchen.

    Als AK-Athlet (Altersklassenathlet/Amateur) hatte ich mir aus meinen Rennen einen Slot bzw. die Teilnahme für die WM-Qualifikation in Hawaii gesichert. Da ich Hawaii bereits einmal erleben durfte, wollte ich auch gerne ein weiteres Mal dort antreten und dann im Anschluss zu den Profis wechseln. Aufgrund der Corona-Situation wurde die Weltmeisterschaft 2020 immer wieder verschoben und da auch ich nicht jünger werde (lacht…), habe ich den Schritt dann in diesem Jahr gemacht. Mein Slot für Hawaii ist damit verfallen.

    Was hat sich für dich geändert als Profi? Trainingsabläufe, Tagesablauf, Familienleben und wie finanziert man jetzt sein Leben?

    Mein Training kann ich seitdem immer am Morgen durchführen, auch lange Einheiten lassen sich mit dem Wegfall des Jobs auch innerhalb der Woche gut durchführen. Somit habe ich mehr Zeit für die Familie und bin wesentlich flexibler. Ich habe in den letzten Jahren schon einige Sponsoren bzw. Partnerschaften gehabt, die jetzt ebenfalls an meiner Seite stehen, zudem arbeite ich als Trainer für Triathleten und Schwimmer oder wie man heute sagt, als Personal Coach.

    Hast du bei den Anmeldungen auch kurzfristig die Möglichkeit an einem Triathlon (Ironman, Challenge o.a.) teilzunehmen? Oder sind diese auch mit gut einem Jahr Vorlauf zu buchen?

    Bis ca. 1 Monat vor dem Wettkampf kann ich die Anmeldungen durchführen, manchmal sogar noch weniger, je nach Rennen. Optimal um auch kurzfristig noch an einem Rennen teilzunehmen.

    Kommen wir nun zu deinem ersten Profistart, wir sind ganz gespannt darüber mehr zu erfahren. Warum hast du dich ausgerechnet für Dubai entschieden?

    Um diese Jahreszeit gibt es nicht so viele Rennen, die in Frage kommen, auch in Sachen Anreise und Kosten fiel die Wahl auf Dubai. Für den Ironman in Südafrika, der 4 Wochen nach Dubai stattfindet, war es ein optimales Vorbereitungsrennen für den Einstieg als Profi.

    Wieviel Tage bist du vor dem Rennen angereist und hattest du Schwierigkeiten mit der Zeitverschiebung?

    Die Zeitverschiebung hat mir keine Eingewöhnungsphase abverlangt. Ich bin in der Nacht von Montag auf Dienstag, also 4/5 Tage vor dem Rennen nach Dubai geflogen. Da ich über Nacht angereist bin, habe ich im Flugzeug geschlafen und nach der Anreise gab es am Mittag noch ein leichtes Training. Ich hatte mich schnell an die neue Zeit gewöhnt. 

    Konntest du dich über den Winter optimal auf die neue Saison und Dubai vorbereiten?

    Meine Vorbereitung an sich lief top, zwei Mal war ich im Trainingslager in Fuerteventura und konnte dort unter optimalen Bedingungen trainieren. Allerdings lief nicht alles reibungslos, meine Frau hatte sich 2 Wochen vor meinem Abflug nach Dubai mit Corona infiziert und ich musste ausziehen damit das Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich gehalten werden konnte.

    Wie fühlte sich der Tag vor dem ersten Profirennen an? Ist die Aufregung eine andere gewesen als noch zu Altersklassen-Zeiten?

    Ich war wirklich noch nie so aufgeregt, selbst vor der Weltmeisterschaft in Hawaii war ich ruhiger. 2 Tage vor dem Rennen war ich so aufgeregt, dass ich in der Nacht nur 2 Stunden geschlafen habe. Am Vortag, als es zum Check-In ging, ich die Beutel für die Wechsel fertig machte und das Rad an meinen Platz brachte, stellte sich langsam Routine ein und ich bin deutlich entspannter geworden. Je näher der Start rückte umso mehr Anspannung viel von mir.  

    Als der Startschuss endlich fiel, wir waren deine Gedanken?

    Es gab nur einen Gedanken: „So schnell wie möglich ins Wasser zu kommen und die Gruppe der Mitschwimmenden zu halten!“

    Wie war dein Gefühl während dem Schwimmen?

    So ein Massenstart, der bei den Altersklasseathleten größtenteils abgeschafft wurde, ist deutlich unruhiger und ich habe mich dann nach den ersten 300 Metern orientieren können. Zwei bekannte Profis schwammen neben mir und ich dachte, super, wenn du mit denen mitschwimmen kannst, bist du gleich in einer guten Radgruppe unterwegs. Also schwamm ich komfortabel mit dieser Gruppe bis zum Wasserausstieg mit, ohne zu bemerken, dass sich eine erste Gruppe gebildet hatte und sich 5 Profis abgesondert haben.  

    Wie verlieft der Wechsel aufs Rad und die Radeinheit?

    Aus meinen bisherigen Ligastarts weiß ich, dass ich die Wechsel beherrsche und schnell sein kann, so gelang mir ein superschneller Wechsel aufs Rad und ich konnte mit einer guten Gruppe starten. Nach ein paar Kilometern musste ich diese auf dem Rad ziehen lassen, konnte aber aufgrund der langen Geraden erkennen, dass ich nur ca. 1 Minute verloren habe. Daraufhin habe ich etwas Tempo herausgenommen und bin mit der zweiten Gruppe fair mit entsprechenden Abstandsregeln (mindestens 12 Meter zum Vordermann) bis km 45 zusammengefahren. Die Lage änderte sich dann, als sich uns zwei bärenstarke Radfahrkontrahenten aufschlossen und die Gruppe sprengten. Die sind mal eben so 4 Minuten mit ca. 400 Watt angetreten, an dieser derartigen kurzfristigen Tempohärte kann ich also noch arbeiten. Für mich hieß es dann die letzten 40 km allein zu fahren, auch die nachfolgenden Radfahrer konnten nur unwesentlich Zeit auf mich gutmachen, beim Einfahren in die 2.Wechselzone wusste ich, dass ich super Gut gefahren bin.

    Der Wechsel in die Laufschuhe und das Laufen? Hast du alles gegeben? Das Rennen taktisch eingeteilt? Bzw. bist du das Rennen anders angegangen als noch zu AK Zeiten?

    Beim Laufen bin ich deutlich langsamer oder sagen wir „lockerer“ losgelaufen, ich wollte nicht auf den letzten Kilometern platzen und gehen müssen. Auf den letzten 8 Kilometern habe ich das Tempo dann hochgezogen.

    Die Profirennen sind viel taktischer, da es eben um jede Platzierung geht, durch den Massenstart weiß man genau um seinen aktuellen Platz. Früher war es durch den Rolling-Start gar nicht möglich, zu wissen, wer jetzt auf welchem Platz ist. Da konnte Minuten nach dir ein Mitstreiter ins Ziel einlaufen und war in der Platzierung vor dir. 

    Beschreibe und deine Gefühlslage nach dem Rennen?

    TOP 15! Ich war überglücklich, es war ein unbeschreibliches Gefühl, gepaart von vollster Zufriedenheit darüber, bei den Profis mitschwimmen zu können und einen super Radsplitt rausgefahren zu haben. Einfach dankbar, dass alles im Rennen super geklappt hat, dass ich mit den positiven Erkenntnissen konkurrenzfähig bin und mit dem Wissen auf der Langdistanz deutlich stärkeres Laufpotenzial zu haben, stimmt mich positiv auf alles was kommt.

    Bist du in der Riege der Profis mit Skepsis aufgenommen worden oder gehört man dann sofort dazu?

    Ich habe mich sehr gut aufgenommen gefühlt, familiär, mit guten Tipps und Gesprächen.  

    Wenn du das Rennen heute betrachtest, was hättest du anders gemacht?

    Gute Fragen, beim Schwimmen an der ersten Gruppe dranbleiben und beim Radfahren wäre ich gerne die 400 Watt über die 4 Minuten mitgefahren. Aber insgesamt, hätte ich nicht viel anders gemacht.

    Kannst du positive Erkenntnisse für deine weiteren Rennen ziehen? Und welche Starts sind noch im Jahr 2022 geplant?

    Auf jeden Fall, mein Training läuft sehr gut und ich möchte die Erfahrungen mitnehmen. In Dubai habe ich eine bessere Standortermittlung meiner Leistungsfähigkeit gesammelt, was mir Sicherheit für die kommenden Starts gibt, insbesondere den anstehenden Ironman in Südafrika.

    Klar gibt es noch weitere Starts in diesem Jahr! Mit meinem Trainer habe ich die erste Saisonhälfte geplant: dabei den bereits genannten Folgestart beim Ironman Südafrika, im Anschluss noch eine Mitteldistanz, gefolgt vom Ironman Frankfurt (Europameisterschaft) und ggf. kurzfristige Ligastarts (Einwurf der Redaktion:  natürlich im DSV98 Dress 😊).

    Wer hat dich unterstützt und möchtest Du noch jemandem Danke sagen?

    Aber sowas von, ich möchte mich bei allen Partnern und natürlich meiner Familie bedanken, die mich auf diesem Weg unterstützen. Aber auch die vielen Nachrichten, die mich über Social-Media-Kanälen oder WhatsApp erreicht haben, geben mir täglich eine Menge Motivation für mein Training und meine Wettkämpfe.

    Sven, wir danken dir vielmals für das Interview und drücken dir weiterhin alle Daumen.

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